Lernen von Jesus

Evangelium nach Johannes

In jener Zeit hörte die große Volksmenge, die sich zum Paschafest eingefunden hatte, Jesus komme nach Jerusalem. Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels! Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf – wie es in der Schrift heißt: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin. Das alles verstanden seine Jünger zunächst nicht; als Jesus aber verherrlicht war, da wurde ihnen bewusst, dass es so über ihn geschrieben stand und dass man so an ihm gehandelt hatte.

aus dem Buch Jesaja

Gott, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören.

Gedanken zum Palmsonntag

Zwei Szenen im Leben von Jesus gibt es, die in ihrer Wirkung leicht unterschätzt werden. Doch gerade sie sind es, die zu seinem Tod führen. Den römischen Herrschern ist Jesus ein Dorn im Auge: sie wittern Gefahr und Aufruhr und wollen Frieden im besetzten Gebiet haben. Die Pax romana ist ein verordneter Frieden, mit Gewalt aufrecht erhalten. Die Vornehmen und Reichen von Jerusalem und die Priesteraristokraten sehen, dass Jesus ein gut funktionierendes System bedroht. Der Tempel ist der Ort, an dem Gott wohnt und nur dort kann man Gott dienen und Vergebung erlangen. Gott haben sie gut eingeschlossen und verwaltet.

Als Jesus von Jubelrufen begleitet in die Stadt kommt, verscherzt er es sich mit den Römern. Gerne hört man, dass Jesus auf einem Esel reitet. Die Menschen legen Palmzweige auf den Boden und legen Kleidungsstücke aus über die Jesus in die Stadt zieht. Ein Bild des Friedens. Genau damit greift er den römischen Frieden an. Römische Herrscher ziehen voller Triumph in Städte ein, wenn sie eine große Tat begangen haben. Sie reiten auf Schlachtrossen und sind von militärischer Macht begleitet. Was Jesus mit seinem Einzug tut ist eine Karikatur. Jesus spielt Karneval und provoziert so die Machthaber.

Als Jesus später in den Tempel kommt gibt es einen Mini-Aufruhr. Erzürnt über den Handel und das unfromme Treiben stürzt er Stände um und verjagt Händler. In einem so riesigen Tempel war das wohl nur eine kurze Unterbrechung, aber es genügte den Herrschern: dieser Mann muss weg!

Zwei reiche und skrupellose Mächte hat Jesus gegen sich und seine Ideale. Das Friedensreich von Gott steht gegen ein Reich von Macht, Kontrolle und Herrschaft. Das ist schon so, seit er begonnen hat umherzuwandern, Menschen zu heilen, Ausgestoßenen zu begegnen und den nahen Gott zu verkünden.

Jesus ist sich all dessen bewusst, er weiss genau, was er tut. Seine Freundinnen und Freunde werden es erst später begreifen.

Wir, heute, seine Freundinnen und Freunde, Jüngerinnen und Jünger stehen in seiner Nachfolge. Was kann uns der Palmsonntag, der Einzug in Jerusalem lehren, außer uns zu erinnern? Wie können wir die "Zunge von Schülern haben" und "hören, wie Schüler hören"?

Impusfragen

Wo begegnet mir "verordneter" Friede? Wo erlebe ich mich als zurückhaltend "um des lieben Friedens willen"? Wie und mit welchen Worten könnte ich klarer Stellung beziehen? Wo erlebe ich, dass Gott wie damals eingesperrt, verwaltet und missbraucht wird? Wie ist demgegenüber mein Auftritt oder mein "Einzug"? Wer sind die "Müden" unserer Tage und wie könnte ein aufmunterndes Wort sich anhören?

df

Scherben

Ideale verdunsten, ein Glück wird zerstört, und der Zahn der Zeit kommt dazu. Bei Hiob, bei Jesus, bei dir und bei mir. Das Leben ist eben so. Scherben aus Leichtsinn, Scherben aus Schuld, Scherben des Schicksals wohl auch. Was mach ich aus meinen Scherben jetzt? Das kann doch nicht alles sein!

Die kostbare Vase, Erinnerungsstück, jetzt ist sie zerbrochen, entzwei. War es Zufall? War es Absicht? War es Leichtfertigkeit? Doch Scherben, sagt man, bringen Glück. Der Polterabend war laut und wild. Die Hochzeit war traumhaft schön. Jetzt sind nur die Fotos im Album noch da. Und Selbstvorwürfe und Angst.

Das Auto war neu und sehr teuer zudem. So ein Auffahrunfall geht schnell. Die erste Schramme tut doppelt weh. Bis zum Schrottplatz scheint es noch weit. Bis zum Altenheim kommt manche Narbe hinzu, und vieles zerbricht und zerrinnt. Was rundum gelungen ist, scheint nicht sehr viel. Das meiste bleibt ein Fragment.