Matthäusevangelium

(Mt. 2, 9ff)

"Derselbe Stern, den sie schon beobachtet hatten, als er am Himmel aufging,führte sie auch jetzt. Er blieb über dem Haus stehen, in dem das Kind war. Als sie das sahen, kannte ihre Freude keine Grenzen. Sie betraten das Haus, wo sie das Kind mit seiner Mutter Maria fanden, fielen vor ihm nieder und ehrten es wie einen König. Dann packten sie ihre Schätze aus und beschenkten das Kind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe."

Eine unbezahlbare Geschichte

Vor vielen Jahren klingelte es einmal im Pfarrhaus. Die Haushälterin und ich unterhielten uns mit einem Mann, der schilderte in eine Notlage zu sein und dringend Benzingeld zu brauchen. Dazu erzählte er uns eine komplizierte Geschichte. Er ließ uns eine Kopie seines Ausweises machen, gab uns seine Handynummer und versprach baldigst den Betrag zurück zu zahlen, dem wir ihm gaben. Als der Pfarrer zurück kam und vom Geschehenen hörte, lachte er sehr herzlich und meinte: das Geld seht ihr nie wieder aber diese Geschichte ist doch ihr Geld wert, oder nicht?

In einem Podcast des Bistums Rottenburg-Stuttgart wurde die Theologin und Direktorin des katholischen Bibelwerks Dr. Katrin Brockmöller nach der Geschichte der Heiligen drei Könige befragt. An einer Stelle des Gesprächs sagt der Interviewer: das ist eine Katastrophe für den Kinderglauben und meint damit, dass nichts so ist, wie man es den Evangelien gerne wörtlich glauben möchte. Die Geschichte der Weisen, Magier oder Sterndeuter ist eine, die unbezahlbar ist - und noch viel tiefer, weil sie tiefe Glaubenswelten eröffnet. Biblische Texte sind keine Tatsachenberichte, sondern Glaubenswerke, die über die Jahrtausende zu uns gekommen sind. Der Evangelist Matthäus will dass alle es merken: mit der Geburt von Jesus passiert etwas ganz Außergewöhnliches, das Bedeutung für die ganze Welt hat. Dafür lässt er die Weisen aus dem Osten (da wo die Weisheit sitzt) kommen und einen Stern aufgehen - wo jeder halbwegs gebildete Mensch der Antike wusste, dass mit der Geburt eines großartigen Menschen ein ebenso großartiger Stern erscheint. Wer sich etwas mit Theologie auskennt, für den klingt es fast witzig, wie Matthäus den König Herodes mit seinen klugen Gelehrten alt aussehen lässt: er hat keine Ahnung von der Geburt Jesu und kann die Schriften der Urmütter und Urväter nicht deuten. Fremde aus einem anderen Land müssen kommen und sie nehmen den Christus, den Messias und Heiland an. Befragt, wie man biblische Texte lesen und verstehen kann, sagt Katrin Brockmöller sinngemäß: im Lesen der unterschiedlichen Schriften entdeckt man jeweils Pointen und Facetten. In der Geschichte der Könige erfüllt sich der ganze Schatz der alttestamentlichen Verheißungen: alle Völker sind unterwegs und werden das Heil sehen. Das, was von außen kommt, das Fremde, deutet auf das Wesentliche hin und lehrt uns, dass das Gewohnte nicht immer die einzige Lösung ist.

Link zum Beitrag des Bistums Rottenburg-Stuttgart

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Einige Besonderheiten der Erzählung

Matthäus spricht von einem Haus, in dem das Kind war. Wo ist der Stall geblieben? Matthäus spricht von einigen Sterndeutern oder Weisen aus dem Osten, es sind keine drei Könige und auch deren Namen stehen nicht in der Bibel, sondern sind spätere Legenden. Die Geschenke der Weisen sind Gaben für einen bedeutenden Menschen: Gold für den König, Myrrhe für den, der Heil bringt und Weihrauch, der für die Anbetung Gottes im Tempel und den Gottesdienst gebraucht wird. Der Stern der den Weg weist deutet auf ein großartiges Ereignis hin: hier wird wirklich ein Star der Menschheit geboren.

Anregung

Lesen Sie doch noch einmal die ganze Geschichte des Matthäus aus der Bibel. Entdecken Sie, wer darin vorkommt, mit welchen Ideen und Absichten gegangen, geforscht und gehandelt wird. Vielleicht mögen Sie sich auf Fragen einlassen, die um die Erzählung kreisen: