Offen für Gottes Handeln

Große Ereignisse kündigen sich an, so hat auch die Geburt von Jesus eine Vorgeschichte. In den Erzählungen der Evangelisten wird das Kommende durch Engel verkündet und wundersame Dinge geschehen in den Familien von Maria und ihrer Verwandten Elisabeth, die im hohen Alter noch ein Kind gebären wird. Unser heutiger Impuls rückt die Begegnung von Maria mit dem Engel in den Mittelpunkt.

Engel sind ungebrochen im Trend. Selbst Menschen, die aus Religion keine große Sache machen, schätzen die himmlischen Boten. Es ist gut und tröstlich, wenn man an einen unsichtbaren Beistand glaubt, der vielleicht im letzten Moment zupackt um mich vor dem Fall zu bewahren.

Im Alten Testament sind allerdings die Engel eher Gestalten, vor denen die Menschen Angst haben. Meist sind sie von Gott geschickt um Gottes Willen durchzusetzen - und das mit Schwert und Flamme. Kein Wunder also, dass den Hirten in der Heiligen Nacht ein Schreck in die Glieder fährt und der Engel erst verkünden muss "Fürchtet euch nicht".

Überhaupt scheinen die Engel in den Evangelien einen Kurswechsel vollzogen zu haben vom Droher und Mahner zum Schützer und Bewahrer. Auch im Evangelium des vierten Advents ist das Auftreten des Engels ein anderes.

Bibeltext

Als Elisabet im sechsten Monat war, sandte Gott den Engel Gabriel nach Nazaret in Galiläa zu einem jungen Mädchen mit Namen Maria. Sie war noch unberührt und war verlobt mit einem Mann namens Josef, einem Nachkommen Davids. Der Engel kam zu ihr und sagte: »Sei gegrüßt, Maria, der Herr ist mit dir; er hat dich zu Großem ausersehen!« Maria erschrak über diesen Gruß und überlegte, was er bedeuten sollte.  Da sagte der Engel zu ihr: »Hab keine Angst, du hast Gnade bei Gott gefunden! Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird ›Sohn des Höchsten‹ genannt werden. Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Ahnherrn David erheben, und er wird für immer über die Nachkommen Jakobs regieren. Seine Herrschaft wird nie zu Ende gehen.« Maria fragte den Engel: »Wie soll das zugehen? Ich bin doch mit keinem Mann zusammen!« Er antwortete: »Gottes Geist wird über dich kommen, seine Kraft wird das Wunder vollbringen. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, bekommt einen Sohn – trotz ihres Alters. Sie ist bereits im sechsten Monat, und es hieß doch von ihr, sie könne keine Kinder bekommen. Für Gott ist nichts unmöglich.« Da sagte Maria: »Ich gehöre dem Herrn, ich bin bereit. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.« Darauf verließ sie der Engel.

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Gedanken

Ein Ausbund aus Dienst und Demut?

Begegnungen mit Engeln sind nicht immer angenehm, das hat sicher auch Maria in den Geschichten und Erzählungen ihrer Urmütter und Urväter gehört. Wenn auch der Engel, der ihr erscheint nicht droht, seine Worte bringen ihr Leben gehörig aus dem Gleichgewicht.

Die Antwort von Maria an das Ansinnen Gottes kommt in den Bibelerzählungen sehr schnell und entschlossen. Sicher geht davon auch aus, dass Maria im Lauf der Geschichte immer wieder als die Dienerin und Magd des Herrn dargestellt wurde. Die Bibelschreiber waren gläubige und überzeugte Christen, die eine bedeutende Glaubensgeschichte aufschreiben wollten - für alle Menschen verständlich und klar. Für das menschliche in den Begegnungen blieb oftmals kein Raum, dass aber doch sicher in den Geschichten gegenwärtig ist. Vermutlich wird Maria nicht so schnell und einfach JA gesagt haben. In ihrem Kopf und ihrem Herzen wird wohl ein Sturm an Gedanken und Gefühlen getobt haben, bevor sie ihre Antwort gegeben hat. Und Maria scheint mir nicht die Frau, die einfach das gemacht hat, was man ihr vorschrieb - was sie aber entschied, das beeinflusste ihr Handeln konsequent, denn den Weg des Kindes, das angekündigt wird, geht sie bis zum Ende mit.